Meine fellow blogger(in) MsHedgehog hat vor kurzem ein interessantes Thema angeschnitten.
Im Großen und Ganzen geht es darum, wie viel Freiheit sich Frauen beim Einsatz von Verzierungen herausnehmen dürfen.
Es erinnerte mich an eine Episode, die schon etwas zurück liegt. Ich war noch ganz neu in der Tangowelt. Eines Abends saß ich gemütlich am Rande der Tanzfläche und beglotzte ein Paar, das sich gerade vor mir aufgebaut hat. Ich weiß nicht mehr, welche Musik spielte, nur dass die mit einem festen Rhythmuskorsett bekleidet war.
Ich saß in einem tiefen Sessel und die Füße der jungen Frau trippelten direkt vor meiner Nase. Ich beobachtete sie fasziniert: jede einzelne ihrer Bewegungen war voller Anmut. Ihre Fußspitze liebkoste mal den Boden, mal das Bein des Mannes; ihre Schultern schnellten kokett nach oben; die linke Hand hob sich, um dann in einer dramatischen Welle runterzufallen.
Ich beneidete sie aus meinem ganzen Herzen. Ihr Tanzpartner war aber anscheinend ganz anderer Meinung. Mehrere Paare tanzten an ihm vorbei, während er immer noch stillstand und geduldig darauf wartete, dass sie mit ihrer Interpretation der Musik fertig wurde. Aber irgendwann - als er schon wieder an einem Auftakt vorbeischrammte - lief er putenrot an und fiel ihr in die Bewegung ein.Sie stolperte und sah ihn vorwurfsvoll an. Er tat so, als hätte das ganze Zwischenspiel nicht stattgefunden und schob sie weiter. Ich brauche nicht zu sagen, dass er sie gleich danach wieder abgesetzt hat.
Hier in der Nähe gibt es eine Tangoschule, die von einer ziemlich resoluten Dame geführt wird. Ihre Schützlinge fallen immer durch ihre geradezu exzessive Verzierungsarbeit auf. Wenn sie tanzen, sieht es immer so aus, als würden sie eine Ladung Schrapnell auf Moorhühner abfeuern. Ich war dort einmal zu einem Workshop über Frauentechnik. Die Lehrerin meinte, Frauen sollten den Zeitpunkt für Boleos selbst auswählen: nur dann können sie sich sicher sein, dass die Bewegung perfekt ausgeführt wird und schön aussieht.
Sogar den vermeintlich Großen passiert es schon mal. Die Füße von Andrea Misse haben sich längst vom Boden verabschiedet. Mittlerweile senden die vermutlich Signale aus dem All: Hallo Erde, hier sind Füße… Erde...kann man uns da unten noch hören?
Ich möchte mich auch nicht davon freisprechen: manchmal geht das Temperament mit mir durch und ich tapse durch die Gegend, als würde ich versuchen, eine Handvoll Erbsen in den Boden hineinzustampfen. Einzeln, versteht sich. Wenn ich mich beobachtet fühle, werfe ich schon mal ein Paar zusätzliche kicks und taps in den Topf. Hin und wieder bin ich zu müde oder zu faul: es scheint leichter zu tun, als zu lassen.
Aber ich lerne und lerne dazu.
Manchmal gleichen wir einem eifrigen Malschüler, der die Farben auf seiner Palette vor lauter Freude am Experimentieren so lange mischt, bis ein dreckiges Braun entsteht: und dabei hat er auch nur ein bisschen da- und ein wenig hiervon hinzugefügt.
Sobald man bemerkt, dass adornos zum Tick mutieren, soll man seinen Tanzstil einer gründlichen Reinigung unterziehen.
Verzierungen sind nur ein Gewürz: also sparsam einsetzten.
Saturday, March 15, 2008
Über das Mädchen, das Verzierungen liebte...
Labels:
adornos,
me myself and I,
milonga,
tango,
tango argentino
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
7 comments:
"Schrapnellen auf Moorhühner ..."
Ich sehe das bildlich vor mir und lache mich gerade schlapp. Dabei fällt mir die Aussage unseres Tangolehrers ein, der völlig verblüfft von der Tanzfläche zurück kam: "Warum hat die mir jetzt zwischen die Beine getreten? Ich habe ihr doch nichts getan und geführt habe ich das auch nicht..."
I'm sad that I don't speak German...
Woelfin,
Freut mich:-) Naja, wenn ich die sehe, muss ich immer an dieses Computerspiel denken, das Ende der Neuenziger extrem populär war, mit Mohrhuhn: „Mohrhuhn im Wald“ „Mohrhuhn im Winter“, „Mohrhuhn auf dem Meeresboden“ und wasweissich noch. Sieht nicht viel anders aus.
Hello Alex
welcome to my blog:-) Sorry, but for whatever the reason I can’t see your profile.
Don’t be sad. You might want to come back and check it out once in a while, though. I’ll be blogging in English from time to time.
Alex - a fairly free translation of the crucial metaphors might be "some people do ornaments as though they were shooting grouse" [with shotgun pellets] and "once or twice I have been known to tapdance through the place as though I were planting peas, but only once or twice."
And it starts with a lively description of a lady doing waaaay too much wriggling around, to the embarrassment and frustration of her partner. There is also some information about instructors who teach these habits.
Tanguerita, am I roughly right? I'm guessing 'tapsen'.
And Woelfin is saying "that reminds me of something my teacher said once, coming off the floor completely bewildered - 'Why did that woman kick me in the balls? I didn't do anything to her, and I didn't lead it, either'."
Literally it says "trod on me between the legs," but that would be unidiomatic, and I think the meaning's clear.
thanks a lot for doing a very fine job indeed!!Have you ever considered going into translating business?:~)
are you feeling any better?
I've always enjoyed translating, but there's no money in it. :)
Actually that's not quite true. I seem to spend most of my time translating between Software and English. Or sometimes Corporation-Speak and English, although that's been known to get me in trouble with the boss.
Post a Comment